Zum Jahreswechsel Mut zur Langeweile

27.12.2017

Was für ein Jahr! Achterbahn fahren kann ja durchaus Spaß machen. Trotzdem, manchmal sind mir die Höhen und Tiefen in diesem Jahr so manches Mal zu heftig gewesen. Ich bin nicht mehr gern auf der Rennbahn des Lebens unterwegs. Der Geschwindigkeitsrausch, in dem der Alltag häufig mal an mir vorbeigehechelt ist, der ging mir 2017 wirklich von Zeit zu Zeit gewaltig auf die Nerven. Damit bin ich offenbar nicht allein. Wie oft höre ich auch im Coaching: „Ach, wäre es doch ein bisschen ruhiger in meinem Leben.“ „Ach, wenn ich wenigstens morgens nicht erst einmal eine Stunde im Stau stünde.“ „Ach, ich wünsche mir so sehr ein wenig mehr Zeit.“ … Bei diesen Äußerungen werde ich dann auch ganz schön nachdenklich und frage mich und mein Gegenüber jedes Mal, was wir wohl selbst tun könnten, damit es etwas harmonischer in unserem kleinen Leben werden könnte.

Ist es nicht manchmal so, dass wir am Grad unseres „Gestresstseins“ und unseres übervollen Terminkalenders unseren eigenen Wert festzumachen glauben? Wer viel zu tun hat, nie Zeit hat, immer den Schreibtisch voller Arbeit hat, der soll wichtig sein? Was für ein bemerkenswerter Holzweg! Spaß macht das nicht. Aus der rasanten Achterbahn mal aussteigen, wann immer es geht, das macht mir wirklich mehr und mehr Freude. Ich halte vorübergehende Phasen von wohltuender Langeweile sehr gern aus und fühle mich dabei keinesfalls mies oder gar wertlos.

Langeweile ist meine neu gewonnene Freiheit des Alters, die mir von Tag zu Tag lieber und teurer wird. Herrlich! Ich spüre dabei jedes Mal, wie mir Muskeln wachsen, wie meine Kreativität Purzelbäume schlägt und meine unbändige Freude auf den nächsten Tag wächst.

Ja, und diese Erfahrung wünsche ich jedem, der Mut genug hat, im nächsten Jahr „Langeweile auch mal als Gewinn und Bereicherung“ zu erleben. Passieren wird dann immer noch genug, das steht ja eh fest. Allen ein frohes neues Jahr mit Mut zur Lücke im Terminkalender!