Gerechtigkeit: Was ich zum Thema Flüchtlinge und Integration der Politik mal sagen möchte

12.11.2018

Ich kenne einige der jungen Zuwanderer, einige sind inzwischen in Ausbildung, andere schließen gerade die Schule ab und suchen einen Studien- oder Ausbildungsplatz. Viele von Ihnen kamen als unbegleitete Jugendliche. Ganz wenige haben eine feste Betreuung oder einen Vormund.

Die neuen Fachkräfte für Morgen haben es echt schwer

Fast keiner von ihnen hat so genannte ordentlichen „Papiere“, ihr genaues Alter und ihre genaue Herkunft lassen sich teilweise nicht klären. Sie haben zum Teil keine Eltern mehr, zum Teil ließen Sie Frau und Kind in der Heimat zurück und einige von ihnen kamen tatsächlich über Griechenland, Spanien oder Italien etc. zu uns und haben Angst, dorthin zurückgeschickt zu werden. Keiner dieser jungen Leute hat die notwendige Unterstützung bekommen um schnell halbwegs anständig Deutsch lernen können. Viele haben sich alles selbst beigebracht. Einige sind traumatisiert, alle fühlen sich bei ihren zum größten Teil monatlich notwendigen Besuchen in der Ausländerbehörde ängstlich. Viele fürchten sich seit Seehofer mehr denn je vor Abschiebung oder sind zumindest sehr verunsichert. Die Auszubildenden, also potenzielle Fachkräfte für Morgen, müssen daneben etliche Defizite bei der schulischen Bildung ausgleichen. Sie wollen alles tun, um hier richtig anzukommen, aber täglich werden ihnen irgendwelche Knüppel zwischen die Beine geworfen. Sie werden in jeder Hinsicht behandelt wie Auszubildende zweiter Klasse und man lässt sie oft genug bei Behörden spüren, dass sie irgendwie unerwünscht sind.

Es ist an der Zeit, immerhin satte 3 Jahre nach dieser riesigen Welle an Zuwanderern, dass hier mal klare Regeln aufgestellt werden und diese überall gleich angewendet werden. Ich frage mich und damit die große Politik:

  • Wie kann es sein, dass junge Leute seit über 3 Jahre darauf warten müssen, dass ihr Asylantrag abschließend beschieden wird?
  • Warum ist es nicht möglich, dass junge Menschen, die bestens integriert sind und tagtäglich einen guten Job machen und ordentlich Deutsch sprechen nicht die Möglichkeit bekommen, hier auch Wurzeln zu schlagen?
  • Warum wird das deutsche Asylrecht, das ja unglaublich kompliziert sein muss, nicht endlich entschlackt?
  • Wieso werden junge Leute die nicht arbeiten und kein Deutsch lernen finanziell zum Teil besser unterstützt wie diejenigen, die eine Ausbildung machen und sich täglich den „Po“ aufreißen, in Ehrenamt, Verein und Initiativen.
  • Wie sollen junge Leute, die zu Hause nur 3 Jahre Schulbildung mitbekamen und mal gerade ihren Heimatort kennen, aber weder wissen wann sie genau geboren sind noch wo, ihre „Identität“ nachweisen? Papiere gibt es in ihrem Heimatland nämlich nicht.

Die jungen Leute, die ich kenne, können nicht verstehen, dass man sie hier „parkt“, ihnen Angst macht und sie über 3 Jahre im Unklaren darüber lässt, ob sie nach Hause müssen oder hier vielleicht doch bleiben dürfen. – und das wünschen sie sich, ganz gleich woher sie auch zu uns geflüchtet sind, eigentlich alle.

Jeder von uns so genannten Deutschen, der in der eigenen Ahnengalerie selbst Beispiele für die damaligen Opfer solcher Erfahrungen hat, kann das alles ein bisschen mitfühlen, wenn er sich an die Erzählungen der Großeltern noch erinnern kann.

Wer die Heimat verlassen hat, tausende Kilometer zum Teil zu Fuß in Gummilatschen zurückgelegt oder im Gummiboot sein Leben riskiert hat, der tat das garantiert aus Not und nicht aus Abenteuerlust! Elend, Hunger, Hoffnungslosigkeit, Krieg, Todesangst und Schrecken liegt nahezu hinter jedem, der als Flüchtling hier ankam und ankommt. Getrieben von einem klitzekleinen Funken Hoffnung auf ein besseres Leben haben sie ihr Leben riskiert und tun es immer noch.

Die Not zu lindern und den Menschen erst einmal ein Dach über dem Kopf zu geben war 2015 mindestens ein Akt christlicher Nächstenliebe. Und es war auch sofort klar, dass Integration nicht einfach sein wird. Was hat Politik daraus gemacht? Gab es irgendjemanden, oder irgendeine Partei, die sich wirklich gekümmert hat? Gab es Politiker in Regierungsverantwortung, die an den richtigen Themen gearbeitet haben? – Tut mir Leid, eher wohl nicht genug. Darüber kann ein Herr Seehofer als „wilde Axt im Wald“ nicht hinwegtäuschen! Und der bleibt uns ja wohl weiter erhalten.

Liebe Regierung, packt endlich mal die Probleme an den Wurzeln an!