Akademikerwahn(sinn)?

05.02.2014

„Die Zahl der Studierenden steigt, die Abbruchquoten ebenso. Gleichzeitig blieben im vergangenen Jahr 33.000 Lehrstellen unbesetzt.“ mit diesen Worten wurde ich heute zum 4. Demografiekongress eingeladen.

Meine Meinung dazu: Das duale Studium löst die duale Ausbildung in den kaufmännischen, aber auch in den technisch dominierten Berufsfeldern mehr und mehr ab. Das hat unterschiedliche Ursachen:

  • Ein Abiturient möchte Karriere machen. Seine Chancen steigen, wenn er sowohl theoretisch als auch praktisch optimal ausgebildet ist und gleichzeitig einen Studienabschluss nachweisen kann.
  • Berufsanforderungen werden zunehmend komplexer und auch die Erwartungen an die sogenannten „Softskills“, Präsentationstechniken, Rhetorik, Zeitmanagement, Teamarbeit und Projektmanagement, nehmen zu. All diese Dinge lernt der junge Mensch nicht unbedingt im Ausbildungsbetrieb und erst recht nicht in der Berufsschule.
  • Solange in der dualen Ausbildung Abiturienten mit der Teilnahme an Fächern drangsaliert werden, die überhaupt nichts mit den beruflichen Qualifikationen zu tun haben (Religion oder Ethik, Sport, Englisch und Politik), werden sie sich wohl kaum für die Ausbildung entscheiden wollen, es sei denn, sie sind Studienabbrecher oder sie werden gezielt vom Betrieb mit Weiterbildungsangeboten gefördert und geködert. (Meist beinhalten die Weiterbildungsmaßnahmen dann auch akademische Abschlüsse.)

Ehrlich gesagt, bildet auch mein Betrieb nur noch selten aus. Auch ich greife lieber auf das frische Potenzial der Fachhochschul- und Universitätsabsolventen zurück. Ich denke auch, dass das Studium, zumindest das duale, die Ausbildung in weiten Teilen ablösen wird. – Irgendwann auch im Handwerk.

Besser ein Trainee, der nach einem Jahr fit am Arbeitsplatz ist, als jemand, der erst einmal mindestens 2 Jahre die grundlegenden Basics lernen muss und darüber hinaus auch 2 Tage „schulisch“ gebunden ist.