Unternehmer und Politiker – braucht man sich nicht gegenseitig?!

28.02.2012

Das „neue, nette“ Verhältnis zwischen Unternehmern und Politikern hat einen „fast neuen“ Namen: „Wulffen“. Also eigentlich ist das nicht neu und in Wirklichkeit auch nichts, was jemals jemand irgendwie wirklich verwerflich fand. Schon immer saßen der Unternehmer, der Bürgermeister, der Lehrer meist zusammen noch mit dem Geistlichen, also dem Pfarrer und dem „Schreiberling“ an einem Biertisch zusammen und haben die wichtigen Dinge des Tages, der Woche, des Monats besprochen. Das nannte man dann Stammtisch. Dafür war in jedem „Dorfkrug“ ein prominenter Platz reserviert und wer was auf sich hielt, oft ergänzt um den Adeligen, der war dabei. Heute nennt man diese Art der Zusammenkunft „Seilschaft“, „Netzwerk“, „Zirkel“, „Club“ und so weiter und so weiter. Diese Art des Miteinanders dient niemals allein der Unterhaltung.

Es geht immer auch um Einflussnahme, um Verständigung, zumindest um Kommunikation und damit auch um gegenseitiges Verstehen. Soweit, so gut und für mein Verständnis auch so weit in Ordnung. Dass heute auch einmal eine Dame mit am Tisch sitzt, ja das darf wohl durchaus sein. Aber darum geht es heute nicht.

Dass man sich deshalb nicht direkt in den Ruf der Bestechlichkeit begibt, ist nicht nur Ehrensache, sondern für mich eine ganz normale Selbstverständlichkeit, die noch nie zu sogenannten „Weiterungen“ führte, selbst wenn mal die ein oder andere Gefälligkeit für die ein oder andere Einflussnahme fällig war. Also keiner hat dem Banker einen Strick daraus gedreht, wenn er einer „Dorfgröße“ einen Kredit gewährt hat, für den Kauf z.B. eines Grundstücks, von dem noch niemand, außer den Eingeweihten, wusste, dass es mal ein ansehnliches Baugrundstück werden würde … Gern überlasse ich der Fantasie der Leser, über weitere fiktive Möglichkeiten des dörflichen und städtischen oder auch nationalen Miteinanders nachzudenken….

Damit ist ja nun mal Schluss! Unser ehemaliger Landesvater (ich wohne in Niedersachsen) hat uns alle um einen großen Spaß beim Spiel gebracht. Ab sofort darf keiner mehr dem Anderen ein Bier bezahlen, ja selbst das wohlverdiente Honorar für hart erwirtschaftete Leistungen geht unter Umständen dahin, wenn einer der Akteure im öffentlichen Leben steht und der andere Akteur davon profitieren könnte…. Wie gesagt, Ihre Gedanken, liebe Leserin, lieber Leser sind frei! Malen Sie sich ruhig mal die eine oder andere Ihnen bekannte Situation aus.

Ist natürlich stets eine Gradwanderung mit ungewissem Ausgang. Ich weiß sehrwohl, dass die Wulfferei auch andere Wahrheiten beinhaltet. Darüber hinaus kann ich mich des Eindruckes nicht entziehen, dass hier eine Doppelmoral und eine Gängelung des unbedarften Miteinanders einzieht, die ich auch recht fragwürdig finde. Das war jetzt also das Ende vom Lied Wulff und seinen kleineren und großen Verfehlungen!

Als Frau der Wirtschaft und als politisch Interessierte (ohne Zeit für Amt und Würden) und ohne großes Talent für die Frontarbeit in der Politik, kenne ich mehrere Seiten dieser Seilschaftenmedallie und bedaure die negativen Auswirkungen der letzten Affären schon arg. Denn eines steht ja wohl fest: Letztendlich geht es meist eben doch um gegenseitiges Verstehen und ob es nun die Mehrheit der nicht betroffenen, da nicht in diesen Zirkeln zu findende Bevölkerung versteht, oder nicht – weder Wulff noch sonst ein Frontpolitiker ist, das denke ich, so bescheuert, sich wirklich für einem miesen Wochenendtripp oder einem Abend im so genannten großen Kreis, oder, oder, oder … wirklich bestechen zu lassen. Sie verdienen ja nicht wirklich gut unsere politischen Frontleute, aber „hartzen“ müssen sie ja nun auch nicht gerade!

Sei es drum – meine Meinung. Die einen finden sie arrogant, die anderen blauäugig – ich sage: Wir brauchen in Politik und Wirtschaft gegenseitiges Verstehen! – und … Gauck wird bestimmt auch einen coolen Job machen.