Aus dem Coaching für angehende Führungskräfte: Führen heißt begeistert sein!

23.08.2016

Eine angehende Führungskraft kann selbst sehr viel dafür tun, mit dem Unternehmen, für das sie arbeitet oder arbeiten möchte, in eine sinnstiftende „Resonanz“ zu treten, wenn sie ihre Arbeit nicht einfach als Job versteht. Wenn es nicht ausschließlich um die Karriere geht, ums Geld und um die Dinge die erledigt werden müssen, sondern wenn sie sich mit ganzem Herzen für das Unternehmen und ihre Arbeit begeistert. Dazu gehört natürlich, dass sie ihrer wahren Berufung und ihren wahren Werten folgt. Dann wird ihre Arbeit tatsächlich „Liebe in Aktion“ und strahlt.

Wenn ich entsprechend dieser Überzeugung im Coaching eine angehende Führungskraft nach den persönlichen Werten frage, schaue ich häufig mal in fragende Gesichter. Und dann bekomme ich manchmal auch jede Menge Glaubenssätze zu hören, die unter anderem viel mit „angelernter Erziehung“ zu tun haben und die zum Teil auch dazu dienen könnten, eigenen Schwächen rosarot zu überpinseln und damit den eigenen Selbstwert künstlich zu liften. Es lohnt sich dann durchaus sehr, diese antrainierten Werte genau anzuschauen und durchaus auch mal selbstkritisch zu hinterfragen. Dann nur eine authentische Person kann authentisch führen, davon bin ich überzeugt.

Ich schlage dazu dann folgendes schlichte Vorgehen vor: Die Besinnung auf ganz wenige unumstößliche eigene Grundwerte und der Verzicht auf jeden Firlefanz, also die vielen weiteren verallgemeinernden Scheinregelpflichtwerte, die sich eh in unserer gesellschaftlichen Realität ständig wandeln und eigentlich nur einen tieferen Sinn haben: Menschen irgendwie im Zaum zu halten oder mal überspitzt betrachtet, gar zu funktionierenden Marionetten zu degradieren.

Die eigenen sinnstiftenden Grundwerte werden aber garantiert so stabil sein, dass es nicht schwierig ist, diese auch wirklich und immer zu leben. Ich bin sogar davon überzeugt, dass gerade der Erfolg von Führungskräften mit dem eigenen wertkonstanten Verhalten als sinnstiftendes Vorbild steht und fällt. Das heißt ja nicht gleich, dass es nicht weitere Regeln in der zukünftigen Zusammenarbeit mit den eigenen Mitarbeitern geben wird. Die sind allerdings nicht konstant. Sie verändern sich situativ mit den Aufgaben und Zielen ständig.

Sofort einsichtig ist das Beispiel Pünktlichkeit: Wer selbst gern schon mal zu spät kommt, der kann von Mitarbeitern wohl kaum Pünktlichkeit erwarten. Mit dem Vertrauen und Zutrauen verhält es sich ähnlich: Wer sich selbst nicht vertraut, der wird auch seinen Mitarbeitern nicht trauen. Oder das Thema Kritik: Wer Kritik nicht aushält, der wird als friedensstiftender „Allesversteher“ versuchen, sein Team als so genannter „Gutmensch“ zu begeistern, statt wirkliche begeisternde Leistung einzufordern und durch konstruktive Vorschläge den Einzelnen und das Team zu unterstützen und zu beflügeln.

Pünktlichkeit, Kritikfähigkeit und Vertrauen können also möglicherweise sehr wertvolle Regeln im Umgang miteinander sein, auf die man sich gewiss auch verständigen könnte, wenn sie gelebte Abteilungs- oder gar Unternehmenskultur darstellen. Sie werden aber erst dann zu einer wirklich wertvollen Erscheinung, wenn sie jedem bekannt sind und wenn sie jeder Mitarbeiter sofort auch für sich selbst sogar gern und freiwillig unterschreibt. Da wird es dann wahrscheinlich schon schwieriger. Da ist vielleicht eine Menge Training notwendig. Oder sie widersprechen sogar einer dringend notwendigen Flexibilität im Umgang miteinander. Grundwerte sind das also noch nicht. Grundwerte gelten immer und überall und sie sind einfach und kraftvoll.

Anerkennung und Achtung vor jedem Menschen, auch vor denen mit denen ich täglich zusammenarbeite, Vertrauen als Basis der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens und Wertschätzung für Arbeit könnten in der Tat grundlegende Werte sein, auf denen das gemeinsame Miteinander in der Abteilung beruht …. Das gilt dann gleichermaßen für die Teams, Projektteams und so weiter …

Und dann kommt ja noch folgender Aspekt hinzu: Je klarer die Unternehmenswerte mit den persönlichen Werten der Mitarbeiter synchronisiert sind, desto reibungsloser funktioniert die Zusammenarbeit – logisch.

Da ist es doch einfach naheliegend, dass eine angehende Führungskraft sich selbst auch erst einmal die Frage beantworten muss: Habe ich das Gefühl, dass ich an diesem Arbeitsplatz gern arbeite, arbeiten werde? Wird mir diese Stelle ermöglichen, mein Selbst gut zum Ausdruck zu bringen? Wird mir diese Position helfen, meine persönlichen Ziele zu erreichen und meine Werte zu leben? Fühle ich mich eng im Kontakt mit den Werten meines Unternehmens? – Die Antworten sind entscheidend für Motivation und Erfolg und damit auch für einen sinnstiftenden Wert für die eigene Arbeit und das eigene wirkliche Selbstwertgefühl.

Führung kann nämlich so viel mehr erreichen, wenn sie auf Begeisterung beruht. – Und darum geht es auch, wenn ich Menschen führen will. Es geht garantiert nicht ausschließlich um Geld und Karriere.