Wertvolle Talente 4.0 – Der Manager als Gastgeber?

30.06.2016

Das alles ist leichter gesagt als getan, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Führungskraft vor allem anderen den Markt und den Kunden selbst stets im Blick haben muss und alle Leistungen des Teams sich an der Marktakzeptanz messen lassen müssen.

Als Coach frage ich meine Klienten mit Führungsverantwortung zum Einstieg stets, ob sie sich wohl vorstellen könnten, sich in ihrer Abteilung oder bei ihren Teams ein bisschen wie ein perfekter Gastgeber zu verhalten. Oft ernte ich darauf hin erst einmal Unverständnis. Das Bild ist allerdings vortrefflich passend: Ein Gastgeber gibt den Rahmen seines Festes vor, er wählt die Getränke und Speisen aus und er liefert, wenn es hoch kommt, die Tischordnung oder bestimmt die Deko, die Stil- und die Musikrichtung für den Abend. Den Abend selbst gestalten seine Gäste. Ohne es zu benennen stellt er klare, wenige „Spielregeln“ auf. Jeder Gast wird diese sofort erkennen und sich im Rahmen dieser Regeln frei und ungezwungen bewegen und zum Erfolg einer Party oder einer Feier auf seine Art beitragen. Im Management ist es ähnlich. Wenige klare Regeln, die im Idealfall von den Mitarbeitern gemeinsam mit ihrer „Führungskraft“ aufgestellt und verabschiedet werden, bestimmen das Wertegerüst im Team, in der Abteilung, im Unternehmen. Sie stecken den Rahmen ab, in dem Kreativität, Kommunikationskultur, Freude an der Arbeit und individuelle wie auch Teamergebnissen wachsen können. Das ist die „halbe Miete“ bei der Führung und um im Bild zu bleiben, ein „rauschendes Fest.“

Wenn mir darauf hin der Klient in Führungsverantwortung sagt, dass es ohne Respekt, Disziplin, Leistungswillen und verantwortungsbewusster Kontrolle aber nun einmal nicht funktioniere, so erwidere ich gern: Ja, wenn das die gemeinsam beschlossenen Werte ihres Teams sind, alle, auch der neue Praktikant, diese Werte kennt und wertschätzt, dann stimmt das:

Gegenseitiger Respekt auf Augenhöhe ist von unschätzbarem Wert, Disziplin entsteht automatisch, wenn alle an einem Strang ziehen, Leistungswille ist eine Grundvoraussetzung für anerkennenswerte individuelle Ergebnisse und verantwortungsbewusste Kontrolle der Ergebnisse ist im Rahmen der Qualität stets weiter zu optimieren, denn wer seinen Markt nachhaltig überzeugen möchte, für den gehört Qualitätskontrolle zu den normalen Standards des täglichen Geschäftes.

Unsicherheiten im Arbeitsprozess auf allen Seiten gehören zum Alltag und sollten auf keinen Fall geleugnet werden, erst recht nicht vom Manager 4.0. Streit um die Sache, ringen um noch bessere Ergebnisse und Schutz des Teams vor Anfeindungen von außen – das gehört beim Talentemanager zum Alltag. Er glaubt an seinen Erfolg und damit an den Erfolg seiner Teams, denn er weiß um die Stärken jedes Mitarbeiters.

Auf diesem Hintergrund wäre es falsch, Führungskräfte für Morgen ausschließlich nach Bestnoten im Studium auszuwählen. Loyalität bei Querdenkern und Sozialkompetenz bei Fachspezialisten und Nachwuchskräften kann aufblühen – Schlüssel zum Erfolg für Morgen und Übermorgen.